bauverein AG wandelt Baugrundstück in Biotop um / In Zusammenarbeit mit Verein „Zusammen in der Postsiedlung“ und dem BUND entsteht in der „Postsiedlung“ eine biodiverse Naturerlebnisfläche
Darmstadt, 15.6.2019 – In der Oppenheimer Straße 7 entsteht auf einem ehemaligen, bislang ungenutzten Baugrundstück der bauverein AG ein Biotop. Dieses soll den Bewohnerinnen und Bewohnern der Siedlung als Rückzugs- und Naturerlebnisort dienen und auch für öffentliche naturkundliche Führungen genutzt werden.
Die Idee zur Umnutzung der über 2.000 Quadratmeter großen Fläche entwickelte sich aus der engen Kooperation von bauverein AG und dem Nachbarschaftsverein „Zusammen in der Postsiedlung e.V.“ Die Idee dahinter: Das naturbelassene Grundstück soll ein Stück weit als Kompensation für die geplante Neubau- und Verdichtungsmaßnahme in der Moltkestraße 3-19 dienen und den in der Siedlung zahlreich vorhandenen Tieren ein Refugium bieten. Hierzu zählen beispielsweise Igel, verschiedene Vogel- und Insektenarten oder auch Eichhörnchen. Wildtiere, die jetzt noch auf dem Gelände in der Moltkestraße 3-19 leben und die von der mit dem Neubauvorhaben verbundenen Baumfällung betroffen sind, werden behutsam in das Biotop umgesiedelt.
Am heutigen Samstag (15.) erfolgte nun die offizielle Unterzeichnung des Vertrages durch die bauverein AG, vertreten durch ihren Vorstand Armin Niedenthal und den Verein „Zusammen in der Postsiedlung“, vertreten durch Vorstands- und Gründungsmitglied Bastian Ripper. Ein gutes halbes Jahr wurde gemeinsam an der Planung eines Biotops gearbeitet. Die Planung erfolgte in enger Abstimmung mit dem BUND Darmstadt, dem Umweltamt der Stadt Darmstadt sowie der Biologin und Spezialistin für naturnahe Grünflächenplanung, Dr. Eva Distler, und legt den Fokus bewusst auf die Förderung der biologischen Vielfalt.
Auf einem bisher recht artenarmen ungenutztem Grundstück in der Oppenheimer Straße 7 soll ein ökologisch hochwertiges Areal mit wilden Ecken, Wildblumenwiese und Wildbienenprojekt entstehen. Die Gestaltung orientiert sich dabei an der Topographie des Grundstücks; vorhandene Büsche, Bäume und Pflanzen werden einbezogen. Ebenso wie die vorhandene, charakteristische Mulde. Auf der linken Seite der Mulde soll zwischen den Bäumen als optische Einfassung ein schattenliebender Wildblumensaum entstehen, der in eine Wildblumenwiese übergeht. In der Mulde wird eine offene, sandige Steilwand wiederhergestellt, die ein wertvolles Biotop für verschieden Wildbienenarten ist. Heimische Blühpflanzen, die sandige, magere Böden bevorzugen, ergänzen am Rande der Grube die Maßnahme: Hier wird ein Hügel mit einem sonnigen Wildblumensaum und Wildrosen angelegt, eingerahmt von Totholzstämmen und einer Trockenmauer mit Sitzgelegenheit. Am westlichen Rand des Areals werden zusätzlich Totholz, Steine und Sand angehäuft, um Eidechsen, Käfern, Holzbienen, Igeln und anderen Tieren Unterschlupf zu gewähren. Am Rand des Grundstücks soll auf der rechten Seite eine Totholzhecke sowie, im sonnigen Bereich davor, eine artenreiche Magerwiese entstehen.
Strukturiert wird dieses Ensemble von einem begrünten Schotterweg, der für Spaziergänge genutzt werden kann. Ein hölzerner Staketenzaun zur Oppenheimer Straße hin sowie entlang des Weges soll verhindern, dass die Naturerlebnisfläche als Hundetoilette oder Abladeplatz für Müll missbraucht wird. Ein Übersichtplan am Eingang zum Biotop soll über die vorhandene Flora, deren Besonderheiten sowie den Nutzen für die Tierwelt informieren.
Die Kosten für die Planung und Errichtung des Biotops übernimmt die bauverein AG, in deren Verantwortung auch die fachgerechte Grünpflege des Geländes fällt. Eine Beteiligung des Vereins und der Nachbarschaft bei der Pflege des Areals ist gewünscht. Mit der Gestaltung des Biotops wird im Sommer begonnen. Rechtzeitig zum „Zwiebelfest“, das in diesem Jahr am 21. September erstmalig auf dem Quartiersplatz in der Binger Straße 8b veranstaltet wird, sollen erste Maßnahmen rund um das Biotop umgesetzt sein. Bereits Ende August ist geplant, das Projekt in der Oppenheimer Straße im Rahmen einer naturkundlichen, von der VHS angebotenen Begehung vorzustellen. Die fachkundige Führung übernimmt Brigitte Martin vom Landesarbeitskreis Stadtnatur des BUND.
Stadträtin Barbara Akdeniz freut sich in dreierlei Hinsicht: „Als Wohnungsdezernentin freue ich mich über die Ausweitung von bezahlbarem Wohnraum, als Kinder- und Jugenddezernentin über die Errichtung einer Kindertagesstätte in der Postsiedlung und als Umweltdezernentin ganz besonders über diesen wunderbaren Ausgleich durch eine Biotopfläche. Die Förderung von biologischer Vielfalt ist mir besonders wichtig und von daher ist es ein sehr gutes Projekt der bauverein AG gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern der Siedlung. Viele Akteure in der Wissenschaftsstadt sind sich mittlerweile der Notwendigkeit der Förderung der biologischen Vielfalt bewusst und wir freuen uns, dass daraus solch ein wundervolles Projekte entsteht, das hoffentlich ganz oder in Teilaspekten nachgeahmt wird“.
„Die ,Postsiedlung‘ hat, nicht zuletzt durch die von der bauverein AG durchgeführten Modernisierungen und Aufstockungen, in den vergangenen Jahren ihr Gesicht enorm verändert. Aus dem ruhigen, in der Nachkriegszeit entstandenen Wohnviertel ist ein lebendiges, junges Quartier geworden. Bewohnerinnen und Bewohner, die hier schon 30 und mehr Jahre wohnen, leben neben jungen Familien. Dank des nachbarschaftlichen Engagements von ‚Zusammen in der Postsiedlung‘ und vieler helfender Hände ist über Jahre hinweg in und rund um den Quartiersladen in der Binger Str. 8 b ein echter Quartierstreff entstanden. Ob Seniorenmittagstisch, Hochbeetbewirtung, Feste oder Kaffeenachmittag – hier ist immer etwas los. Mit dem Biotop erhält die Siedlung nun eine weitere Attraktion. Dass wir mit diesem gemeinschaftlichen Projekt Vorreiter in Sachen nachhaltige, biodiverse Quartiersgestaltung sind, macht uns stolz“, so Armin Niedenthal, Vorstand der bauverein AG.
„Nach einem guten, konstruktiv-kritischen Dialog sind wir zufrieden, mit dieser Vereinbarung einen aus unserer Sicht guten Kompromiss für die vielfältige Natur- und Pflanzenwelt der Postsiedlung gefunden zu haben. Wir möchten die Postsiedlung auch künftig sozial, ökologisch und kulturell bereichern und freuen uns sehr über die offene und authentische Haltung und Gesprächsatmosphäre uns gegenüber, die scheinbar Undenkbares möglich macht“, freut sich Bastian Ripper, Vorsitzender von „Zusammen in der Postsiedlung e.V.“.
„Wir freuen uns sehr über die gute Zusammenarbeit mit der bauverein AG und den Menschen aus dem Postsiedlungsverein. Zusammen haben wir beraten, wie wir diese schöne Fläche inmitten der Siedlung für Tiere in der Stadt als Rückzugsort aufwerten und ein Naturerleben für die Bewohner und auch für Umweltbildungsmaßnahmen erfahrbar machen können“, erklärt Brigitte Martin vom BUND.
Auch Karin Lübbe, Leiterin des Umweltamtes, freut sich, dass auf diese Weise gemeinsam mit vielen Akteuren eine Fläche geschaffen wird, die Anregungen zur Nachahmung – auf anderen Flächen oder gar in Privatgärten – bietet.